Die VDV-Bildungskonferenz – Ein Einblick in die Durchlässigkeit von Karrierepfaden

Auf der diesjährigen VDV-Bildungskonferenz haben mein Kollege Alexander Thill und ich einen Workshop angeboten mit dem Titel: (Un)sichtbare Karrierewege in Verkehrsunternehmen. Der Workshop sollte den Teilnehmenden ermöglichen, Karrierepfade von Mitarbeitenden aus der Vogelperspektive zu verfolgen und eine Vergleichsmöglichkeit der internen Fördermöglichkeiten aufzeigen. Für uns als Projektteam war der Workshop aber auch ein Instrument unserer Arbeitsgruppe „Durchlässigkeit“. Wir wollten herausfinden, an welchen Übergängen und Voraussetzungen für eine Fach- oder Führungskarriere es in der Branche hapert.

Die VDV-Bildungskonferenz ist ein Zusammenkommen von Verantwortlichen aus der Personalentwicklung sowie Ausbildern der Branche. Für die VDV-Akademie ist es das jährliche Highlight unseres Kerngeschäfts: Der Bildung. Das Team UpTrain hat einen Stand gestaltet, auf dem unsere aktuellen Lehrgänge und die digitalen, gamifizierten Lernpfade vorgestellt wurden. In unserem Projekt sind die beiden neuen Fortbildungen und Abschlüsse so konzipiert, dass sie eine durchgängige Fachkarriere auf allen Fortbildungsstufen und DQR-Niveaus ermöglichen. Allerdings sind Karrierewege nicht immer stringent. Zukünftig müssen wir uns sehr viel mehr auf Quereinsteiger und die interne Entwicklung zu Fachkräften fokussieren. Die Arbeitsgruppe „Durchlässigkeit“ arbeitet aktuell daran, Einstiege und Übergänge von bestehendem Personal zu vereinfachen, indem wir solche Stellschrauben identifizieren und sie dann im besten Fall auch betätigen.

(Un)sichtbare Karrierewege in Verkehrsunternehmen – Der Workshop

Nach dem Pitch auf der Bühne haben etwa zehn Personen den Weg zu unserem Workshop gefunden . Die Teilnehmenden hatten sehr unterschiedliche Standorte zum Thema. Zwischen „Solche Karrierepfade erstelle ich täglich“ hinzu „Ich habe mir noch nie Gedanken dazu gemacht, welche Wege und Stationen Mitarbeitende bei uns innerhalb ihrer Unternehmenszugehörigkeit durchlaufen“ war alles dabei. Nach einem kurzen Input zum Projekt und unseren Zielen im Bereich Durchlässigkeit sind wir mit zwei Gruppen gestartet. Die Aufgabe war es, einen „typischen“ Karriereweg zu skizzieren, von Einstieg bis Ausstieg ins Unternehmen, mit etwaigen Zeitangaben und benötigten/absolvierten Abschlüssen. Startpunkte waren in Gruppe 1 ein Mitarbeitender im Fahrdienst, in Gruppe 2 ein Azubi zum Industriemechaniker. Welche Karrieren können Menschen mit diesen Einstiegen im Verkehrsunternehmen erwarten und begehen?


Die Wege des Betriebes sind unergründlich

Die erste Gruppe skizzierte den Karrierepfad vom Fahrer über eine Weiterbildung zum Verkehrsmeister oder einen Abschluss auf Fortbildungsstufe 2 (Fachwirt oder Meister), gekoppelt an interne Trainings in den Bereichen Soft Skills und Führung, hinzu dem Bereich Leitstelle, Teamleitung und Leitungsfunktion. Neben den Voraussetzungen, die der Mitarbeitende für die Abschlüsse mitbringen muss, sind auch betriebliche „Nadelöhre“ ein Hinderungsgrund für Durchlässigkeit. Etwa die Verfügbarkeit von Positionen für Mitarbeitende mit Meisterabschluss. Ebenfalls spannend war die Diskussion in der Gruppe zur Position „Teamleiter Leitstelle“ . Jedes der im Workshop vertretenden Verkehrsunternehmen hatte unterschiedliche Tätigkeitsprofile für diese Stelle.


InnoVET-UpTrain_Die VDV-Bildungskonferenz – Ein Einblick in die Durchlässigkeit von Karrierepfaden_Britta Robels (1)

Die zweite Gruppe startete mit einem Mitarbeitenden, der die Ausbildung zum Industriemechaniker*in im Betrieb absolviert hat. Der Karrierepfad orientierte sich an einem echten Fall. Nach der Ausbildung und der Position des Facharbeiters hat der Mitarbeiter den Techniker berufsbegleitend absolviert sowie an einem internen Führungskräfte-Programm teilgenommen. Um die Position des Ausbilders auszuführen und entsprechende Entgeltstufe zu bekleiden, musste nach internen Regelungen der Mitarbeiter den Berufspädagogen auf Fortbildungsstufe 3 absolvieren. Dies war in den anderen Verkehrsunternehmen nicht Voraussetzungen und wurde auch „Hemmschuh“ genannt. Einigkeit herrschte zwar darüber, dass Ausbilder didaktisches Know-how beherrschen müssen, aber eher mit gezielten und kürzeren Weiterbildung als die zwei Jahre berufsbegleitend, die der Berufspädagoge umfasst. Nach der Position des Ausbilders hat der Mitarbeiter noch eine privates Studium im Bereich Projektmanagment absolviert und ist nun in der Consultant-Position auf strategischer Ebene.

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Unsere Learnings

1. Verkehrsunternehmen unterscheiden sich in ihren Wegen, Voraussetzungen, dem Verständnis von Position und auch im Grad wie sich mit dem Thema „Fachkarriere“ im Unternehmen auseinandergesetzt wird.
2. Trotz vermeintlich starrer Strukturen und Tarifvorgaben haben Verkehrsunternehmen Wege und Instrumente, Mitarbeitende zu fördern und Karrierewege zu gestalten.
3. Voraussetzung: Die Zusammenarbeit zwischen Betriebsrat, PE und Fachabteilung/Führungskraft!
4. Je nach Position im Unternehmen gibt es formale Bildungs-/Qualifizierungsvoraussetzungen, deren „Sinnhaftigkeit“ – mit Blick auf die auszuübende Tätigkeit – zumindest zweifelhaft erscheinen.


Wir hätten den Workshop noch den ganzen Tag führen können, denn die Diskussionen, die zwischen den Verkehrsunternehmen aufkamen, waren echt spannend. Mir hat es jedenfalls wieder gezeigt, wie unterschiedlich die Verkehrsunternehmen organisiert sind – siehe Diskussion zu „Teamleiter Leitstelle“. Insbesondere bei der zweiten Gruppe jedoch ist klar geworden, dass trotz vermeintlich starrer Strukturen Räume der Gestaltung für die PE existieren und diese auch genutzt werden können, insbesondere wenn Mitarbeiter, PE, Führungskraft und Betriebsrat Hand in Hand arbeiten.


Autorin

Britta Robels

Britta Robels ist die Projektleitung von UpTrain. Inhaltlich begleitet sie insbesondere die Berufsbildentwicklung und das Thema Durchlässigkeit im Projekt.