Die Projektlaufzeit des UpTrains nähert sich langsam dem Ende. So endete bereits der zweite Durchlauf der Fortbildung zum „Geprüften Berufsspezialisten/zur geprüften Berufsspezialistin für Elektronik Mobilität (IHK)“ und auch die Fortbildung zum „Master Professional in Technologischen Innovationsstrategien Mobilität (IHK)“ befindet sich auf der Zielgeraden. Wir haben im Laufe der Fortbildungszeit viel gelernt und eines sticht für mich besonders heraus: Kenne deine Zielgruppe!
Äußere Umstände werden zu inneren Hürden
In der Lehrplanung gibt es viele Schrauben, an denen man drehen kann, um eine möglichst gute Erfahrung für die Lehrenden und Lernenden zu ermöglichen. Perfektion ist jedoch nahezu unerreichbar. Zunächst einmal ist der Personalmangel, der hohe Krankenstand und die enorme Arbeitsbelastung in Verkehrsunternehmen kein Geheimnis. Diese Faktoren wirken sich auch stark auf unsere Fortbildungen aus. Erfahrene Fachexperten*innen können von ihren Unternehmen nicht für die Lehre entbehrt werden und auch die Teilnehmenden werden in ihren Unternehmen gebraucht. Da sind Blockwochen einer Fortbildung leider häufig eine zusätzliche Belastung und keine Bereicherung. Auch sinnvolle Aufgaben, die zusätzlich zu der Lehre und dem beruflichen und privaten Alltag gestemmt werden müssen, haben meiner Erfahrung nach häufig nicht den gewünschten Lerneffekt, sondern Frustration und Überlastung bewirkt. Eine wichtige Schraube der Lehrplanung ist daher, die vor- und nachbereitenden Aufgaben an die realistischen Möglichkeiten der Teilnehmenden anzupassen, damit der Spaß beim Lernen nicht verloren geht.
Auch die besten Ideen kommen nicht bei allen an
Bei der Suche nach tollen Methoden und der Konzeption der Lehre, gab es häufig Situationen, in denen wir richtig begeistert von unserer Arbeit waren. Wir waren uns einig: tolle, eindeutige und gut zugängliche Methode – das wird den Teilnehmenden einen absoluten Mehrwert geben und die Vorbereitung auf die Prüfung enorm erleichtern. Die Teilnehmenden waren da anderer Meinung. Auch hier war meine größte Erkenntnis wieder, dass wir die Zielgruppe bei der Planung falsch eingeschätzt haben, oder die ganze Methode aus unserer Sicht erarbeitet haben. Mit der Didaktik-Brille klingen vielschichtige Ideen und Aufgaben aber auch immer so toll! Dabei haben wir außer Acht gelassen, dass die Teilnehmenden unserer Fortbildungen in ihrem Berufsalltag ganz andere Brillen tragen als wir. Der Dialog mit den Teilnehmenden hat gezeigt, dass unsere Methoden nicht als innovative und hilfreiche Ideen ankamen, sondern als zusätzliche Belastung, deren Sinn für die Teilnehmenden nicht deutlich war. Die Herausforderung ist also nicht nur, maßgeschneiderte Methoden zu finden, sondern deren Relevanz auch unmissverständlich zu kommunizieren. Was für uns in der Lehrplanung offensichtlich ist, ist für die Teilnehmenden gegebenenfalls im besten Falle schwammig. Die Planung, nicht nur der Lerninhalte, sondern auch der vor- und nachbereitenden Aufgaben muss also auf die Zielgruppe maßgeschneidert sein und deutlich kommuniziert werden. Hier hilft der Blick über den eigenen Tellerrand und Rücksichtnahme auf die zuvor erwähnten äußeren Umstände.
Doppelt gemoppelt hält nicht immer besser
In der Lehrplanung bemühen wir uns, alle Themen der Fortbildungen möglichst genau abzubilden. Die Teilnehmenden sollen am Ende schließlich alle ihre Prüfung bestehen. Die Einschätzungen der Tiefe eines Themas, die man besten Wissens und Gewissens vornimmt, haben aber zum Teil auch zu einer zu detaillierten Lehre zu bestimmten Themen geführt. Nur weil ein Thema spannend ist, kann man damit nicht unbedingt drei Tage Lehre füllen. Der Schlüssel ist hier, Dopplungen zu vermeiden, denn die Frustration in der Gruppe steigt, wenn die eigentliche Arbeit für die Fortbildung liegen bleibt und dann drei Tage hintereinander die gleichen Inhalte besprochen werden. Auch hier ist der Schlüssel wieder Kommunikation – mit den Teilnehmenden, Dozierenden und Verbundpartnern im Projekt. Unsere Aufgabe als Bildungsanbieter ist es, in solchen Situationen den Wissensstand der Teilnehmenden an die Dozierenden zu vermitteln, Dozierende hinsichtlich der bereits abgedeckten Inhalte zu briefen und Mittelsmann/Mittelsfrau zwischen Lehrenden und Lernenden zu sein.
Der Projektcharakter
Das Schöne an der Erprobung einer Fortbildung ist aber, wie der Name schon andeutet, die Probe. Wir testen Methoden, Formate und Lerninhalte, um herauszufinden, was für diese spezifischen Zielgruppen der Branche funktioniert und einen wirklichen Mehrwert bietet. Dabei darf auch mal etwas schiefgehen. Am Ende der Fortbildungen wissen wir auf jeden Fall, was wir beim nächsten Mal nicht machen und auch das ist ein Erfolg.