1. UpTrain Fachtag: Innovationen in der Beruflichen Bildung

Am 1.12.2023 fand der erste UpTrain Fachtag zum Thema „Innovationen in der beruflichen Bildung“ statt. Hier diskutierten Vertreter*innen der Erwachsenenbildung aus den InnoVET-Projekten sowie von ÖPNV-Unternehmen gemeinsam mit der VDV-Akademie über den Wert und die Bedeutung von Innovation im Bildungsbereich. Unsere Projektpartner haben uns dabei fleißig unterstützt; neben reger Teilgabe begleiteten sie uns auch via instagram. Diese Beiträge haben wir hier zu einem sogenannten „Visual Essay“ zusammengetragen.

Der Fachtag

Der Fachtag war als digitaler Miniworkshop von 9-12 Uhr angelegt; dies um auch schon das Veranstaltungsformat innovativ zu gestalten und damit einen Beitrag zur besseren Vereinbarkeit von Lernprozessen und unternehmensübergreifendem Austausch mit dem Arbeitsalltag zu leisten. Mit Erfolg - insgesamt rund 50 Teilnehmende nahmen an der Veranstaltung teil.

In jeder Arena fand zunächst ein Input statt, der dazu diente, einen beispielhaften Einblick in Innovationsprozesse im entsprechenden Themenbereich zu geben. Die Impulsvorträge endeten jeweils mit einem Statement, das die Teilnehmenden auf einem „Conceptboard“ bewerteten und zu dem sie dort auch anonymisiert schriftlich Stellung beziehen konnten. Im Anschluss wurde in den Arenen über die Aussagen und Einschätzungen im Conceptboard diskutiert.


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Die Themenarenen

Die Themenarena „Gleichwertigkeit“ eröffnete Prof. Dr. Karl Wilbers vom InnoVET-Projekt BIRD mit einem Beitrag zum neuen Abschluss des Geprüften Berufsspezialisten auf Fortbildungsstufe 1. Rege diskutiert wurden hier unter anderem die Bewertung neuer Abschlüsse, das Prinzip der Beruflichkeit gegenüber Ansätzen der Modularisierung, die finanzielle Anerkennung beruflicher Bildung und die Vergleichbarkeit von akademischer und beruflicher Bildung. Dabei wurde deutlich, dass mit der Entwicklung neuer Berufsbilder auch eine unternehmensinterne Anerkennung dieser einhergehen muss; sowohl in Form von monetären Anreizen als auch in Bezug auf eine transparente Kommunikation der Entwicklungsmöglichkeiten bzw. der damit verbundenen möglichen Laufbahnen. Insofern schloss Karl Wilbers mit dem Statement: „Innovation in der Berufsbildung bedeutet für die Berufsbildung erst einmal die Hausaufgaben in ihrem eigenen Bereich zu machen.“

Die Themenarena „Berufsbilder“ hatte ein ähnliches Thema im Fokus. Das Statement von Janine Griesche vom InnoVET-Projekt Bottom-Up statt Top-Down lautete: „Innovative Berufsbilder gelingen nicht durch die Generierung neuer Abschlüsse, sondern durch die Vermittlung beruflicher Kompetenzen und Fähigkeiten.“ Diskutiert wurde dabei auch die Frage, wie durch kleinere Spielräume (bspw. offenere Formulierungen in den Besonderen Rechtsvorschriften) Innovation ermöglicht werden kann. Die Erfassung und Wertschätzung informeller Kompetenzen und das stetige Vermitteln von möglichen Nutzen und Anwendungsmöglichkeiten beruflicher Bildungsabschlüsse gehörten für die Diskussionsteilnehmer zu wichtigen Ansatzpunkten für eine Stärkung der Wirksamkeit innovativer und neuer Berufsbilder.

In der Themenarena „Innovation Lehrende“ stellten Kim Möller und Sebastian Stinner vom InnoVET-Projekt UpTrain die sogenannte „narrative Lehre“ vor; ein Konzept bestehend aus „Big Pictures“ und „Challenges“, durch das die Teilnehmenden in Fortbildungen zu mehr Engagement motiviert werden und das durch emotionalisierende Gamification-Elemente wirkungsvolle Erinnerungsanker zu Fortbildungsthemen ermöglicht. Demgemäß schlossen ihren Impuls mit dem Statement: „Innovation ist, auch berufliche Lehre in Geschichten einzubetten – diese tragen Lernende durch die Lerninhalte und schaffen wichtige emotionale Ankerpunkte“. Diskutiert wurde unter anderem der Aufwand des Einbettens spielerischer Elemente in Lernprozesse sowie die Vorteile von Gamification auch für Lehrkräfte.

In der Themenarena „Innovation Lernende“ wurden die Teilnehmenden von Tony Sabow und Bernhard Robl von der Münchner Verkehrsgesellschaft mitgenommen in eine virtuelle Straßenbahn, in der man interaktiv Komponenten und Bedienelemente erkunden kann. In der Diskussion wurde zum einen über die Überzeugung unternehmensinterner Stakeholder für die Umsetzung solcher virtueller Lernanwendungen gesprochen; und zum anderen über einen wichtigen Wert für die Entstehung von Innovation in der beruflichen Bildung; die Freiheit (zeitlich, kulturell, finanziell), neue Dinge zu entwickeln und auszuprobieren. Daran knüpfte auch das Statement der beiden Experten an: „Innovation gelingt am besten in einem offenen und unterstützenden Umfeld, in dem kreative Ideen gewürdigt und Risikobereitschaft belohnt wird. Ein starres und überreguliertes Umfeld kann hingegen die Entstehung und Umsetzung von Innovationen erheblich behindern.“

Unsere Learnings

Aus den Diskussionen beim ersten UpTrain Fachtag nehmen wir unter anderem drei wichtige Learnings zum Thema Innovation in der beruflichen Bildung mit:

  1. Wertschätzung neuer Berufsbilder entsteht nicht dadurch, dass es sie gibt – Wertschätzung wird generiert durch explizite und implizite Anerkennung, durch einen sichtbaren Nutzen von Weiterbildung und durch das Ernstnehmen von Bedarfen und Bedürfnissen der Beschäftigten.

  2. Spielerische Elemente und dergleichen in der beruflichen Bildung erhöhen nicht nur die Motivation der Teilnehmenden, sondern tragen bei längeren Fortbildungen auch zum Lernerfolg bei, indem sie als Erinnerungsanker fungieren.

  3. Ohne Vertrauen und Freiheit können Innovationen bzw. kreative neue Methoden und Lernmöglichkeiten in der Berufsbildung nicht entstehen.

Autorin

Dr. Katja Kirsten

Katja Kirsten ist Referentin für Didaktik/Methodik im Projekt UpTrain. Als eine der Mitstreiter*innen erster Stunde versucht sie, den Überblick über die inhaltlich-operative Arbeit im Projekt zu behalten und die innovativen didaktischen Konzepte erfolgreich in die Umsetzung zu bringen. Ihre kognitive Leistungsfähigkeit ist nur bei ausreichender Schokoladenversorgung gegeben, weshalb sie nicht nur Expertin für Bildung, sondern auch für das Snackregal im Supermarkt ist.