Durchlässigkeit in der Bildungslandschaft: Einblicke aus dem Projekt UpTrain

In der Arbeitsgruppe „Durchlässigkeit“ im Projekt UpTrain, die sich mit dem fünften Projektziel beschäftigt, haben wir in den letzten Monaten an verschiedenen Bausteinen gearbeitet. Entstanden ist ein Mosaik, welches zeigt wie vielfältig und komplex das Thema ist und welche unterschiedlichen Wege der Annäherung möglich sind. Nachfolgend ein kleiner Einblick in unsere Arbeit:

Abschlüsse und Berufsbilder der ÖV-Branche

Unsere Auseinandersetzung mit dem Thema „Durchlässigkeit“ bezog sich von Beginn an sowohl auf die Durchlässigkeit innerhalb der beruflichen Bildung als auch auf die Durchlässigkeit zwischen beruflicher und akademischer Bildung. Vor diesem Hintergrund galt es zunächst herauszuarbeiten, welche Abschlüsse und Berufsbilder in unserer Branche überhaupt eine Rolle spielen, um in einem weiteren Schritt festzuhalten, inwiefern diese in das Bildungssystem in Deutschland eingebettet sind. Dazu haben wir in unserer Arbeitsgruppe, bestehend aus Verkehrsunternehmen, Hochschulen und VDV-Akademie, ausgiebig recherchiert. Als Ergebnis unserer Recherche steht eine Übersicht der branchenrelevanten Abschlüsse und Berufe – bestehend aus über 90 Items – inklusive Angaben zur Art des Abschlusses (z.B. Ausbildung, Fortbildung, Studium), zum DQR-Niveau (falls zugeordnet), zum Umfang (UE, CP, Stundenumfang) und weiterführenden Informationen (z.B. Kurzprofil von Berufsbildern und Abschlüssen, (Lern-)Inhalte, Anschlussmöglichkeiten). Diese Übersicht kann perspektivisch – auch außerhalb des Projektrahmens – von Verkehrsunternehmen und deren Mitarbeitenden genutzt werden, um sich zu Übergängen zwischen (formalen) Abschlüssen und Berufsbildern zu informieren. Diese Hilfestellung knüpft an Ergebnisse der Bildungs- und Karriereberatung an, bei der deutlich wurde, dass Mitarbeitende in Unternehmen häufig keinen Überblick über ihre Möglichkeiten zum Wechsel, weder innerhalb der beruflichen noch hin zur akademischen Ebene, haben.


Master Professional als Zulassungsvoraussetzung für Master-Studiengänge

In unserem Projekt sind die beiden neuen Fortbildungen so konzipiert, dass nicht nur Abschlüsse der beruflichen Bildung als Zulassungsvoraussetzung gelten, sondern auch vorangegangene Studienleistungen. Dies war uns ein wichtiges Anliegen, um zur Durchlässigkeit von akademischer zur beruflichen Bildung beizutragen. Doch wie sieht eigentlich der umgekehrte Weg aus, also von der beruflichen in die akademische Bildung? Speziell für unsere Fortbildung auf Stufe 3 (Master Professional Technologische Innovationstrategien Mobilität (IHK)) haben wir uns dies genauer angesehen. Aktuell ist es nämlich so, dass der Abschluss auf Fortbildungsstufe 2 / als Bachelor Professional zur Aufnahme eines Bachelorstudiums berechtigt (vgl. https://www.bmbf.de/bmbf/de/home/_documents/die-novellierung-des-berufsbildungsgesetzes-bbig.html) Eine Entsprechung auf Master-Niveau gibt es hingegen nicht: der Abschluss als Master Professional berechtigt nicht zur Aufnahme eines Masterstudiums. Denn z.B. laut Hochschulgesetz NRW § 49 (6) ist die Voraussetzung für die Aufnahme eines Masterstudiums ein berufsqualifizierender Abschluss. Dies meint nach § 60 (1) ein abgeschlossenes Bachelorstudium – nicht aber eine abgeschlossene berufliche Qualifikation auf Fortbildungsstufe 3 / DQR-Niveau 7. Schnell wurde klar, dass wir dies nicht über eine Anpassung unserer Fortbildung ändern können, sondern auf „höherer Ebene“ tätig werden müssen. Glücklicherweise bot sich uns über eine unserer Verbundpartner-Hochschulen die Möglichkeit, tatsächlich einen Vorschlag zur Änderung des Hochschulgesetzes NRW einzureichen. Dieser sieht vor, dass berufliche Abschlüsse auf Fortbildungsstufe 3 / DQR-Niveau 7 als Zulassungsvoraussetzung für inhaltlich anschlussfähige Masterstudiengänge geltend gemacht werden können. Um dem Argument zu begegnen, dass berufliche Abschlüsse die Kompetenzen zum wissenschaftlichen Arbeiten nicht abbilden, regt der Vorschlag außerdem die Schaffung eines Hochschulangebots zur Erlangung wissenschaftlicher Kompetenzen an. Dies soll in Ergänzung zu einem beruflichen Abschluss auf Fortbildungsstufe 3 / DQR-Niveau 7 die Zulassungsvoraussetzung zur Aufnahme eines Masterstudiums darstellen bzw. ermöglichen. Aktuell warten wir noch auf Rückmeldung zu unserer Einreichung. Wir hoffen natürlich sehr, dass unser Vorschlag berücksichtigt wird.


Workshop-Konzept „Karrierewege in Verkehrsunternehmen“

Das aktuelle Thema der Arbeitsgruppe knüpft an unseren Beitrag zur letzten VDV-Bildungskonferenz an, den Britta Robels an dieser Stelle schon ausführlich dargestellt hat. Eines der zentralen Learnings aus dem damaligen Workshop: Verkehrsunternehmen unterscheiden sich in ihren Wegen, Voraussetzungen, dem Verständnis von Position und auch im Grad wie sich mit dem Thema „Fachkarriere“ im Unternehmen auseinandergesetzt wird. Eine branchenweit gültige Blaupause zur Übersicht aller möglichen Karrierepfade ist somit nicht zielführend. Vielmehr bedarf es einer unternehmensspezifischen Lösung. Die Idee ist, den Unternehmen unserer Branche ein Format anzubieten, mit dem sie ihre jeweiligen Karrierepfade passgenau erstellen und visualisieren können. Darüber lassen sich zum einen Durchlässigkeiten zwischen verschiedenen Positionen und Rollen im Unternehmen samt dazugehörigen Bildungswegen identifizieren. Zum anderen kann solch eine transparente Darstellung von unternehmensinternen Karrierepfaden als Instrument u.a. zur Personalentwicklung oder zu Recruiting-Zwecken eingesetzt werden. In der Konzeptentwicklung eines Workshopformats im Verbundpartnerkreis ist dann einmal mehr deutlich geworden, dass die oben beschriebene Idee und deren Nutzen zwar für alle interessant ist, aber durchaus unterschiedliche Vorstellungen zur Umsetzung, Voraussetzungen und Wünsche bzgl. späterem Einsatzgebiet bestehen, z.B.: manche wünschen sich einen Karrierepfad für eine ganz bestimmte Zielgruppe (z.B. Fahrpersonal), manche gleich für den gesamten gewerblich-technischen Bereich; bei manchen spielen Führungskräfte eine Rolle bei der Erstellung solcher Pfade, bei manchen stattdessen die Personalleitung; bei manchen soll die Visualisierung gleich zum Recruiting verwendet werden, bei manchen wiederum nur intern, usw. Diese und viele weitere Aspekte haben wir diskutiert und in den kommenden Monaten werden wir unser Workshop-Konzept in zwei unserer Verbundpartner-Unternehmen erproben. Ziel ist es, dieses Workshop-Format auch nach Projektende anzubieten.


Aussicht

Insgesamt zeigen uns unsere bisherigen Auseinandersetzungen mit dem Thema Durchlässigkeit, dass noch viele Baustellen offen sind und noch viele Hebel in Bewegung gesetzt werden müssen, um mehr Übergänge innerhalb und zwischen beruflicher und akademischer Bildung möglich zu machen und zu stärken. Gleichzeitig merken wir auch, dass das Thema auf großen Anklang bei Verkehrsunternehmen und Hochschulen stößt und wir im (begrenzten) Rahmen unseres Projekts schon vieles voranbringen und umsetzen konnten.


Autor

Alexander Thill

Alexander Thill arbeitet als Bildungsberater im Projekt UpTrain. Neben der Konzeption und Erprobung der Bildungsberatung kümmert er sich außerdem um das Thema Durchlässigkeit.