E-Mentoring in der Praxis: Meine Erkenntnisse aus drei Lehrgängen

Seit fast vier Jahren bin ich im InnoVET-Projekt UpTrain als E-Mentorin und Spezialistin für E-Learning tätig. Über unsere Erfahrungen mit der Konzeption und Umsetzung digitaler Lehre haben wir bereits ausführlich berichtet (Ein langer Weg zum Ziel: 21 Teilnehmende haben es geschafft! , Digitale Lehre und Zukunft der Mobilität: Erfahrungen aus meiner ersten Zoom-Lehrveranstaltung, Let’s Get Digital). Das Thema E-Mentoring hat dabei jedoch noch keine Aufmerksamkeit erhalten. Dabei ist die Betreuung im digitalen Raum mindestens genauso wichtig wie die Lehrbegleitung vor Ort. Aus diesem Grund möchte ich diesen Blogeintrag nutzen, um meine Erfahrungen sowie Gelerntes zu reflektieren und euch fünf Tipps für ein erfolgreiches E-Mentoring an die Hand zu geben.

E-Mentoring – Was ist das überhaupt?

Als Antwort auf die Frage, was E-Mentoring genau beinhaltet, schweben unterschiedliche Definitionen umher. Für unser Projekt bedeutet E-Mentoring, den Teilnehmenden auf unserer digitalen Lernplattform, der DiVA (Digitale VDV-Akademie), mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Das umfasst unter anderem folgende Aufgabenbereiche:


Administration: Als E-Mentorin nehme ich Aufgaben an, die digital eingereicht werden, leite sie an die entsprechenden Fachexpert*innen weiter und übermittle deren Feedback an die Teilnehmenden. Zusätzlich bestätige ich die Anwesenheiten unserer Teilnehmenden auf der DiVA.


Orientierungshilfe: Ich stehe den Teilnehmenden bei Fragen zum digitalen Raum zur Verfügung: „Warum funktioniert mein Web-Based Training nicht?“, „Warum kann ich dieses Dokument nicht öffnen?“, „Wo finde ich nochmal den Stundenplan?“ Besonders zu Beginn einer Fortbildung, wenn die Teilnehmenden noch nicht so viele Erfahrungen in der digitalen Umgebung gesammelt haben, kommen solche Fragen häufiger auf. Hier kommt mir auch meine Doppelrolle als E-Mentorin und Spezialistin E-Learning zugute.


Newsanchor: Ich kündige an, wann neue Lerneinheiten freigeschaltet werden. Dazu sende ich zu jeder neuen Lerneinheit einen Newsletter aus, der den Teilnehmenden alle wichtigen Infos auf einen Blick vermittelt und sie mit einem Klick auf die DiVA weiterleitet, um mehr zu erfahren.


Meine 5 Tipps für ein erfolgreiches E-Mentoring

1. Sei ein guter Gastgeber / eine gute Gastgeberin: Besonders im digitalen Raum kann man schnell untergehen, wenn man keine Präsenz zeigt. Da unser Ziel jedoch ist, eine gute und vertrauensvolle Beziehung zu den Teilnehmenden aufzubauen, sollten wir regelmäßig Präsenz zeigen. Bei der VDV-Akademie stellen sich E-Mentor*innen immer in der Einführungswoche live vor. Auf der digitalen Plattform sind ein Foto und ein kleiner Vorstellungstext wärmstens zu empfehlen.


2. Halte die Kommunikation klar und offen: Im digitalen Raum kann es leicht passieren, dass man sich isoliert fühlt, wenn keine zeitnahe Rückmeldung erfolgt. Stelle sicher, dass du immer klar kommunizierst, was als nächstes passiert. Wenn eine Aufgabe eingereicht wird, bestätige den Erhalt sofort und erkläre kurz den weiteren Ablauf. Zum Beispiel: „Vielen Dank für die Einreichung! Ich werde dies nun an die Fachexpert*innen weiterleiten und melde mich wieder, sobald ich Feedback erhalten habe.“ Eine transparente Kommunikation hilft, das Vertrauen zu stärken und den Teilnehmenden das Gefühl zu geben, dass sie gut betreut werden.


3. Etabliere deinen eigenen Rhythmus – und bleib dabei: Die vielen kleinen Aufgaben, die in diesen Aufgabenbereich fallen, können schnell unübersichtlich werden. Daher hat es mir sehr geholfen, die Aufgaben für den entsprechenden Zeitpunkt der jeweiligen Lerneinheit in meinem Kalender zu notieren.


4. Fördere Interaktion und Engagement: Ermutige die Teilnehmenden aktiv am Lernprozess teilzunehmen. Dies kann durch regelmäßige Diskussionen, Umfragen oder Gruppenarbeiten geschehen. Interaktive Elemente halten das Interesse hoch und fördern eine stärkere Verbindung zur Lerncommunity.


5. Sei geduldig und flexibel: Jeder Teilnehmende ist anders und es kann Zeit und Geduld erfordern, ihre Bedürfnisse und Vorlieben zu verstehen. Flexibilität ist ebenfalls wichtig, um sich an unerwartete Situationen anpassen zu können.


Mein Fazit

Die Aufgabe der E-Mentorin ist zugleich leichter und schwieriger, als ich es zunächst erwartet hatte. Einerseits bietet die digitale Umgebung flexible und innovative Möglichkeiten zur Unterstützung der Teilnehmenden, die in traditionellen Lehrformaten nicht vorhanden sind. Andererseits erfordert sie auch ein hohes Maß an Organisation, technischem Know-how und Einfühlungsvermögen.


Meine Erfahrungen haben gezeigt: Jeder Lehrgang ist anders. Jede Gruppe von Teilnehmenden bringt ihre eigenen Herausforderungen und Bedürfnisse mit sich. Was in einem Kurs gut funktioniert kann in einem anderen scheitern. Deshalb ist es entscheidend, offen für Feedback zu sein und kontinuierlich nach Verbesserungsmöglichkeiten zu suchen.


Auch wenn ich meine Arbeit stetig verbessere, weiß ich, dass ich es am Ende nicht jedem Recht machen kann. Und das ist auch gut so! Es ist ein Zeichen dafür, dass wir individuell auf die Bedürfnisse der Teilnehmenden eingehen und nicht nur eine Einheitslösung anbieten. Letztendlich geht es darum, eine unterstützende und positive Lernumgebung zu schaffen, in der sich jeder wohl und ernst genommen fühlt.


Autorin

Kim Möller

Kim ist Spezialistin E-Learning für das InnoVET-Projekt UpTrain und legt viel Wert auf erlebbares digitales Lernen. Während sie im Backoffice Web-Based Trainings gestaltet, ist sie im Frontoffice als „E-Mentorin“ diejenige, die die Teilnehmenden von UpTrain auf der digitalen Lernplattform „DiVA“ begleitet. Zum Abschalten geht sie gerne schwimmen, malt Portraits oder geht auf Entdeckungsreise nach neuen Restaurants in Köln.