UpTrain – Gedanken zur frühkindlichen Entwicklung (eines Projekts)

Das InnoVET-Projekt UpTrain ist nun offiziell schon über zwei Jahre „alt“. Ich kann mir das gut merken, denn mein Kind ist genauso alt wie das Projekt. Die beiden sind sozusagen Zwillinge: Das Projekt, das wir schon Ende 2018 erstmals durchdacht hatten und das mir über die gesamte Zeit der Beantragung sehr ans Herz gewachsen ist, startete am 01.12.2020 offiziell. Mein Sohn, der mir ebenfalls sehr ans Herz gewachsen ist, wurde am 02.12.2020 geboren.

Das erste Highlight: Unser Konzept wird bewilligt

Ich kann mich noch erinnern als Michael Weber-Wernz, der Geschäftsführer der VDV-Akademie, auf mich und Thea Wehlitz zukam und uns bat, Überlegungen zur InnoVET-Ausschreibung anzustellen. Wir trafen uns als kleine Gruppe in seinem Büro, diskutierten und konzipierten, wie genau eine Projektidee für InnoVET entwickelt werden könnte. Diese Vor-Phase eines Projektes, in der alles möglich erscheint und etwas gänzlich Neues ausgetüftelt wird – für mich gibt es eigentlich nichts Schöneres im Arbeitsleben!

Wenn ich jetzt zurückschaue auf das, was wir damals konzipiert haben und das, was wir bis jetzt ausgearbeitet und umgesetzt haben, dann bin ich schon ein bisschen ungläubig und auch ein wenig stolz, dass doch viele Dinge genauso gekommen sind, wie wir sie uns vorgestellt hatten. Jetzt könnte man fragen, warum das so überraschend ist; schließlich ist ein Projektantrag ja dazu da, umgesetzt zu werden. Aber man muss sich einmal vorstellen: Vor circa vier Jahren saß ich an der ersten Projektskizze für das Projekt; vor dreieinhalb Jahren an der Finanzplanung für die gesamte Projektlaufzeit. Wir mussten uns damals, 2019, schon überlegen, welche Lizenzkosten, welche Druckkosten im Jahr 2024 vielleicht im Rahmen des Projektes auf uns zukommen würden. Das kam mir damals noch alles sehr abstrakt und unabsehbar vor. Natürlich! Es war noch vor Corona. Wissen Sie noch? Damals hätte man mit FFP2-Maske in der U-Bahn wie ein Hypochonder gewirkt. Oder Normalbürger mit guten Kenntnissen zum Begriff „Viruslast“ wie eingefleischte Hobbywissenschaftler. Es war in den meisten Berufen, auch in unserem, noch höchst unüblich Termine als Videokonferenz durchzuführen. Menschen kauften sich ständig bürotaugliche Kleidung. Das Wort „Loungewear“ hatte überhaupt keine große Bedeutung. Es scheint mir rückblickend fast so, als hätte die Bewilligung unseres InnoVET-Antrages ein Loch ins Raum-Zeit-Kontinuum gerissen; und mein Leben vor der Bewilligung und das nach der Bewilligung verhalten sich diametral entgegengesetzt zueinander.

Die Bewilligung selbst war sicherlich eines der größten Highlights meiner gesamten Arbeitszeit. Wie schön, wenn etwas, das man als Konzept auf Papier gebracht hat, dann wirklich auch umgesetzt werden kann! Und gleichzeitig begann damit auch eine große Unsicherheit: Was ist, wenn die ganzen Konzepte und Hypothesen dann doch nicht greifen; nicht funktionieren; nicht zutreffen; nicht mitreißen; nichts besser machen?


Das zweite Highlight: Unser Team hat sich gefunden

Das Projekt startete im Dezember 2020 ohne mich, denn ich war im Mutterschutz. Aber ich hatte den großen Wunsch, so schnell wie möglich dazu zu stoßen; und so teilten sich mein Mann und ich die Elternzeit und ich konnte schon ein halbes Jahr nach Projektbeginn wieder starten. Und bis dahin hatten meine Kollegen und Kolleginnen schon so viel auf die Beine gestellt; und unermüdlich arbeiteten alle daran, die Ziele des Projektes zu erfüllen. Das war für mich gleich das nächste Highlight: Das Team. Wir haben es geschafft, und das ist vielleicht eine der unumstrittensten Errungenschaften des Projekts, nicht nur innerhalb des Akademie-Teams, sondern auch innerhalb des gesamten Projekt-Teams, Menschen zusammenzubringen, die wirklich und ehrlich ein inhaltliches Interesse an der Umsetzung der Ziele haben. Die „unsere“ Ziele aus der Antragsphase zu „ihren“ Zielen gemacht haben. Die sich damit identifizieren können und deshalb auch wirklich daran arbeiten, unsere Branche durch die beiden neu entwickelten Fortbildungen und deren didaktische Konzepte voranzubringen. Dafür bin ich wirklich dankbar; denn so ein Team kann man nicht in der Theorie konzipieren oder „beantragen“, man kann es nur finden.


Das dritte Highlight: Auf Erfolge zurückblicken

Wenn ich unseren Antrag anschaue, dann haben wir in den zwei Jahren Laufzeit schon viel erreicht: Zwei neue Fortbildungen und Rahmenpläne sind entstanden. Eine der beiden wird bereits zum ersten Mal erprobt; die Fortbildungen enthalten extrem viel Lernen an Praxisorten und Unternehmensbesuche – sie sind im wahrsten Sinne des Wortes praxisnah und vernetzt! Die Fortbildungen sind auf unserer neuen Learning Experience Plattform (DiVA) abgebildet und werden dort begleitet; dort lernen unsere Teilnehmenden auch interaktiv anhand von Web-Based-Trainings, deren Design angelehnt an die Metapher des „Zuges“ einfach immer wieder schön anzusehen ist. Unsere Bildungs- und Karriereberatung wird ebenfalls bereits erfolgreich umgesetzt.


Zwei Jahre (Projekt-)Leben

Die Metapher meiner zwei Kinder (Projekt und echtes Kind) funktioniert ganz gut, meine Eindrücke zur Halbzeit zusammenzufassen. Manchmal frage ich mich, wie es so ein kleines Kind schafft, innerhalb von zwei Jahren von einem sehr immobilen und „sprachlosen“ Menschen zu einem herumtobenden und sprechenden Kind zu werden. Das fasziniert mich endlos. Und genauso endlos fasziniert es mich zu sehen, wie aus dem theoretischen Konzept „UpTrain“ auf Papier innerhalb von zwei Jahren echte innovative Fortbildungen mit echten Teilnehmenden und Dozierenden entstanden sind.

Dazu kann ich nur so viel sagen: Die Kinder werden einfach zu schnell groß :).


Autorin

Katja Kirsten

Katja Kirsten ist Referentin für Didaktik/Methodik im Projekt UpTrain. Als eine der Mitstreiter*innen erster Stunde versucht sie, den Überblick über die inhaltlich-operative Arbeit im Projekt zu behalten und die innovativen didaktischen Konzepte erfolgreich in die Umsetzung zu bringen. Ihre kognitive Leistungsfähigkeit ist nur bei ausreichender Schokoladenversorgung gegeben, weshalb sie nicht nur Expertin für Bildung, sondern auch für das Snackregal im Supermarkt ist.